Epothilon B
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"Ich gratuliere den Infektionsforschern vom HZI zu diesem großen
Erfolg. Epothilon könnte in Zukunft vielen Patienten helfen, den Krebs
zu besiegen. Das Beispiel zeigt aber auch deutlich, wie wichtig es
ist, mit langem Atem Grundlagenforschung zu fördern. Denn die
Epothilone sind eine völlig neue Klasse von Wirkstoffen, die zunächst
aus wissenschaftlichem Interesse und nicht gezielt unter dem Aspekt
der Krebsbehandlung untersucht wurden", sagt Professor Dr. Jürgen
Mlynek, Präsident der Helmholtz-Gemeinschaft.
Das US-amerikanische Pharmaunternehmen Bristol-Myers Squibb hat die
Substanz namens Epothilon B vom HZI einlizenziert und nun bis zur
Marktreife entwickelt. Mediziner in den USA können sie ab sofort unter
dem Handelsnamen Ixempra gegen Brustkrebs einsetzen, der bereits
Metastasen gebildet hat und gegen andere Medikamente resistent ist. In
Europa wird es voraussichtlich im kommenden Jahr zugelassen.
Die Helmholtz-Gemeinschaft leistet Beiträge zur Lösung großer und
drängender Fragen von Gesellschaft, Wissenschaft und Wirtschaft durch
wissenschaftliche Spitzenleistungen in sechs Forschungsbereichen:
Energie, Erde und Umwelt, Gesundheit, Schlüsseltechnologien, Struktur
der Materie, Verkehr und Weltraum. Die Helmholtz-Gemeinschaft ist mit
26.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in 15 Forschungszentren und
einem Jahresbudget von rund 2,3 Milliarden Euro die größte
Wissenschaftsorganisation Deutschlands. Ihre Arbeit steht in der
Tradition des großen Naturforschers Hermann von Helmholtz (1821-1894).
Das Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung gibt dazu bekannt:
HZI-Molekül wird Krebsmedikament in den USA
Balling: Riesiger Erfolg für biomedizinische Forschung in Deutschland
Das Pharmaunternehmen Bristol-Myers Squibb (BMS) bringt jetzt ein
Krebsmedikament gegen metastasierenden Brustkrebs namens IXEMPRA auf
den US-amerikanischen Markt. Der darin enthaltene Wirkstoff ist von
Epothilon B abgeleitet, einem Naturstoff, den Wissenschaftler am
Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung (HZI) in Braunschweig
entdeckt und erforscht haben. BMS hat die Epothilon-Technologie 1997
vom HZI einlizenziert und bis zur Marktreife weiter entwickelt.
Mediziner in den USA können das Medikament ab sofort gegen Brustkrebs
einsetzen, der bereits Metastasen gebildet hat und gegen andere
Medikamente resistent ist. Pharmaexperten trauen Ixempra ein großes
Potential als Brustkrebsmedikament zu - und später auch gegen andere
Krebsarten. In Europa wird es voraussichtlich in der zweiten Hälfte
des kommenden Jahres zugelassen.
Bereits in den 1980er Jahren haben die Wissenschaftlerteams um den
Chemiker Prof. Gerhard Höfle und den Biologen Prof. Hans Reichenbach
an der damaligen Gesellschaft für Biotechnologische Forschung (GBF),
dem heutigen HZI, die Epothilone entdeckt. Diese neue Klasse
biologisch aktiver Naturstoffe stammt aus den im Boden lebenden
Myxobakterien. Epothilone wirken auf die so genannten Mikrotubuli in
Körperzellen. Diese mikroskopisch kleinen Proteinröhrchen teilen die
Chromosomen, die Träger der Erbinformation, während der Zellteilung
auf die Tochterzellen auf. Kommen Epothilone in die Zelle, blockieren
sie die Mikrotubuli - die Zellen können sich nicht teilen, sterben ab
und werden abgebaut. Da Krebszellen sich besonders häufig teilen,
reagieren sie sehr empfindlich auf das Epothilon. Die Folge: Tumore
werden im Wachstum gebremst, schrumpfen und verschwinden.
Am Anfang des Entwicklungsprozesses stand die Beobachtung des
Mikrobiologen Dr. Klaus Gerth aus Reichenbachs Team, dass ein
spezieller Stamm von Myxobakterien eine interessante Substanz
produziert: Sie kann lebende Zellen abtöten. Dr. Norbert Bedorf aus
Höfles Abteilung Naturstoffchemie stellte die Substanz erstmals in
reiner Form her und klärte ihre chemische Struktur auf - Epothilon
hatte die Bühne der Pharmaforschung betreten.
Dann folgten weitere Jahre intensiver Forschung: Neben der Optimierung
der chemischen Struktur musste die Produktion des Epothilons
verbessert werden. Dafür wurden die Myxobakterien genetisch verändert
und ihre Lebensbedingen in Bioreaktoren so optimiert, dass sie das
potenzielle Krebsmittel in ausreichender Menge herstellten. Dieser
Produktionsprozess diente BMS dann als Basis für die Herstellung des
Medikaments. Danach entwickelte BMS eine halbsynthetische Variante des
Epothilon B und führte die vorklinischen sowie dann die weltweiten
klinischen Studien am Menschen durch, um die Zulassung zu beantragen.
"Epothilon beweist, dass die öffentliche biomedizinische Forschung in
Deutschland Weltklasse hat und Lösungen für die drängenden
Gesundheitsprobleme der Menschen erarbeiten kann", freut sich Prof.
Dr. Rudi Balling, wissenschaftlicher Direktor des HZI über das
Ergebnis: "Gerade in der Helmholtz-Gemeinschaft ist es uns gelungen,
exzellente Grundlagenforschung mit der Perspektive auf die
industrielle Anwendung zu verbinden." Dazu sei aber auch ein langer
Atem erforderlich, wie die Erfolgsgeschichte des Epothilons zeige.
Genau diese Ausdauer gepaart mit wissenschaftlicher Kreativität war
Höfles und Reichenbachs Schlüssel zum Erfolg: "Wir sind sehr stolz
darauf, dass wir und unser Team dazu beigetragen haben, diese neue Art
der Krebstherapie zu entwickeln. Jetzt ernten wir die Früchte von 30
Jahren biologischer und chemischer Forschungsarbeit."
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