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Screening von photokatalytischen Reaktionen

Speed-Dating für den Katalysator: Chemiker aus Münster entwickeln neuen Ansatz, um photokatalytische Reaktionen zu entdecken.




Abbildung: Speed-Dating für den Katalysator. [Copyright, Illustration: Ludger Tebben; Angewandte Chemie]


In der chemischen Forschung ist es häufig so: Ein Wissenschaftler hat eine Idee, wie eine für einen bestimmten Zweck geeignete chemische Verbindung aussehen könnte - und er versucht, chemische Reaktionen zu entwickeln, um das besagte Produkt herzustellen.

Manchmal aber muss er hierzu unzählige Varianten möglicher Reaktionen testen. "Das Problem ist: Diese Methode, Screening genannt, ist sehr mühselig. Es ist ein bisschen so, als würde man einen riesigen Haufen Überraschungseier schütteln auf der Suche nach dem gewünschten Inhalt", sagt Prof. Dr. Frank Glorius. Der Experte für Katalyse-Chemie am Organisch-Chemischen Institut der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (WWU) und sein Team schlagen nun einen völlig neuen Ansatz vor, um unbekannte Reaktionen zu entdecken.

Statt das Produkt und die gesamte teils mehrschrittige Reaktion ins Visier zu nehmen, fokussieren sich die Münsteraner auf den so genannten Katalysator. Als Katalysatoren bezeichnen Chemiker und Biochemiker Enzyme oder andere Moleküle, die einzelne Reaktionsschritte beschleunigen oder sogar erst möglich machen.

In ihrer nun in der Fachzeitschrift Angewandte Chemie veröffentlichten Studie [vgl. Hinweis unten] fragen Frank Glorius und sein Team, ob der von ihnen ausgewählte Katalysator einige von 100 willkürlich ausgewählten Verbindungen aktiviert, also eine Reaktion in Gang setzt. Frank Glorius veranschaulicht das Prinzip: "Wir veranstalten eine Art Speed-Dating für den Katalysator."

Mit dieser Methode, die für Experten schnell und leicht durchführbar ist, identifizierten sie zwei vielversprechende Substanzklassen. "Das bedeutet, dass man jetzt nur noch zwei statt 100 Überraschungseier schütteln muss", erläutert Frank Glorius. Dadurch, dass nur noch die geeigneten Substanzen weiter untersucht werden, würde viel Zeit gespart, so die Forscher. Die Anzahl der benötigten Experimente sei geringer, die Aussicht auf Erfolg größer.

Zudem könnten sich ganz unerwartete Ergebnisse und Lösungen ergeben.

Außerdem sei der Forscher normalerweise von seiner Idee geleitet, welches Produkt oder welcher Lösungsweg passen könnte. "Dabei ist man von vornherein eingeschränkt durch seine eigene Idee. Die Suche spielt sich auf festgelegten Bahnen ab", so Frank Glorius. "Auch wenn es sich vielleicht zuerst einmal merkwürdig anhört: Bei unserer Methode wissen wir nicht, was am Ende dabei herauskommt. Wir können so viel leichter Unbekanntes entdecken und spannende neue Wege beschreiten."

Die Technik sei nicht nur für die Photokatalyse geeignet, sondern auch für andere Gebiete der Chemie. Die beschriebene Methode verwendet die Lumineszenz-Spektroskopie zur Identifizierung der Quenching-Schlüsselschritte in Reaktionen, die unter Photokatalyse ablaufen. Mechanistische Einblicke gewannen die Forscher durch ein weiteres, fokussierteres Screening.


Zusatzinformationen:

Dr. Matthew N. Hopkinson, Dr. Adrian Gomez-Suarez, Michael Teders, Dr. Basudev Sahoo und Prof. Dr. Frank Glorius:
Schnelles Entdecken photokatalytischer Reaktionen durch mechanismusbasiertes Screening.
In: Angewandte Chemie; online erschienen am 11. März 2016, DOI 10.1002/ange.201600995

Quelle: Westfälische Wilhelms-Universität, Münster, WWU

 


Aktualisiert am 14.03.2016.



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