Jacken mit eingebautem Mobiltelefon, Sportkleidung, die warnt, wenn die Herzfrequenz zu hoch wird, Tapeten mit Leuchtmustern - solche Ideen stammen nicht aus Science-Fiction-Filmen, sondern sind teilweise bereits realisiert und könnten vielleicht bald Alltag werden.
Voraussetzung sind elektrisch leitfähige faserförmige Materialien.
Koreanische Wissenschaftler berichten in der Zeitschrift Angewandte Chemie [siehe unten] über ein neues Verfahren, mit dem sie Papier- und Textilfasern mit Aluminium leitfähig ausrüsten.
Unsere herkömmliche siliziumbasierte Elektronik ist eigentlich nicht wirklich für tragbare Geräte geeignet, sie ist zerbrechlich, darf nicht gebogen oder gar geknickt werden oder sollte besser nicht auf einen harten Untergrund fallen. Eine 'anziehbare' Elektronik ist erst recht undenkbar. Solche in doppeltem Sinne tragbare Elektronik eröffnet nicht nur neue Möglichkeiten für Spaß und Spiel, sie könnte in vielen Bereichen nützlich sein. So könnten Körperfunktionen überwacht werden, ohne dass gefährdete und chronisch kranke Patienten mit Kabeln am Körper herumlaufen müssen. Der Strampelanzug könnte bei einem Atemstillstand des Babys Alarm geben. "Intelligente" Schutzbekleidung könnte die Position von Einsatzkräften ständig per Funk weitergeben. Textile oder papierne Elektronik eignet sich aber auch für neuartige großflächige Raumgestaltungselemente und Sicherheitsausstattungen in Gebäuden.
Ein flexibles, aber leitfähiges Material, das in Form elektronischer Schaltkreise auf ein flexibles Substrat aufgetragen wird, ist dafür Voraussetzung. Herkömmliche Techniken wie Drucken oder Bedampfen kommen für faserförmige Materialien nicht in Frage, da keine unterbrechungslosen Muster erzeugt werden können. Außerdem sind sie sehr teuer.
Forscher um Hye Moon Lee vom Korea Institute of Materials Science und Seung Hwan Ko vom Korea Advanced Institute of Science and Technology haben nun einen einfachen, kostengünstigen Ansatz entwickelt, um Textil- und Papierfasern mit Aluminium leitfähig auszurüsten. Das Papier oder die Textilfäden werden dazu zunächst mit einem titanbasierten Katalysator vorbehandelt und dann in eine Lösung einer Aluminiumhydrid-Verbindung eingetaucht. Der Katalysator ist nötig, damit die anschließende Zersetzung der Aluminiumverbindung zu metallischem Aluminium bereits bei Raumtemperatur abläuft.
Da die Materialien nicht nur benetzt werden, sondern die Fasern die Lösung aufsaugen, werden sie nicht nur oberflächlich mit Aluminium beschichtet, sondern vollständig durchdrungen. So entstehen Papiere und Textilfäden mit ausgezeichneter elektrischer Leitfähigkeit. Sie lassen sich beliebig biegen und falten. Durch Zuschneiden lassen sich Stücke in der benötigten Form und Größe herstellen und einfach auf einen ebenfalls flexiblen Träger aufkleben oder aufnähen.
Über den Autor
Dr Hye Moon Lee ist Forschungsleiter der Powder & Ceramics Division am Korea Institute of Materials Science und arbeitet seit etwa zehn Jahren an der Präparation funktionaler Nanopartikel und Tinten für druckbare Elektronik. Er forscht an metallischen Tinten und der Herstellung funktionaler Elektroden für flexible, dehnbare und als Kleidung tragbare Elektronik auf Basis dieser Tinten.
Zusatzinformationen:
Hye Moon Lee, Si-Young Choi, Areum Jung, Seung Hwan Ko:
Highly Conductive Aluminum Textile and Paper for Flexible and Wearable Electronics.
In: Angewandte Chemie; online veröffentlicht am 07. Juni 2013, DOI 10.1002/ange.201301941
Quelle: Angewandte Chemie, Presseinformation Nr. 24 aus 2013
Aktualisiert am 24.06.2013.
Permalink: https://www.internetchemie.info/news/2013/jun13/elektronik-zum-anziehen.php
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