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Uran im Urin

Neuartige Untersuchungsmethoden erlauben Nachweis der Uran-Kontamination von Soldaten und Zivilbevölkerung durch amerikanische Waffen im Irak.




Ergebnisse einer am Mineralogischen Institut der Universität durchgeführten Studie zeigen, dass sich abgereichertes Uran im Boden wie auch zum Teil in geringen Mengen im Urin von Bewohnern der von den Golfkriegen I und II (Irak) betroffenen Gebiete und der dort eingesetzten (amerikanischen) Soldaten nachweisen lässt. Abgereichertes Uran wird und wurde als Kern in zahlreichen Geschossen verwendet, da es ihnen aufgrund der hohen Dichte des Urans eine erhöhte Durchschlagskraft verleiht. Der Uranstaub, der bei der Detonation beziehungsweise dem Einschlagen der Geschosse freigesetzt wird, steht im Verdacht - wenn eingeatmet - die Gesundheit von Zivilbevölkerung und Soldaten zu schädigen.

Abgereichertes Uran (Depleted Uranium) fällt als Abfallprodukt beim Herstellungs- und Wiederaufbereitungsprozess von reaktorfähigem Uran an und behält dabei etwa 60 Prozent seiner Radioaktivität. Im Vergleich zu natürlichem Uran ist es abgereichert an U-235 und U-234; wobei die U-235 und U-234-Anteile in natürlichem Uran ohnehin nur 0,7 bzw. 0,006 Prozent in der Natur ausmachen; (quantitativ) bedeutendstes der drei natürlichen Uran-Isotope ist das U-238. Natürliches Uran kommt in der Natur vorwiegend gebunden im Kristallgitter von Mineralien vor, aus dem es sich nur schwer herauslösen lässt. Der Mensch nimmt es in kleinsten Mengen (ppm; parts per million bzw. parts per billion = milliardstel) über die Nahrung oder beim Trinken auf. Weniger als 1 Prozent davon gelangt in den Blutkreislauf, aus dem es zu über 90 Prozent innerhalb der ersten 24 Stunden wieder mit dem Urin ausgeschieden wird. Normale Uran-Konzentrationen im Urin sind häufig so niedrig (wenige ppt, parts per trillion = billionstel), dass sie unterhalb der Nachweisgrenze der meisten Bestimmungsmethoden liegen.

Im Golfkrieg I und II, aber auch im Kosovokonflikt, wurde die als gesundheitsgefährdend eingeschätzte Munition mit abgereichertem Uran vielfach eingesetzt. Kritiker bemängelten, dass bisherige Untersuchungen die Gefahr verharmlosten und das Problem bagatellisierten. Offiziell wurde erklärt, dass sich das abgereicherte Uran kaum oder gar nicht in der Umwelt und erst recht nicht im Urin von Menschen nachweisen lasse, es sei denn, die Kontamination erfolge über eine Wunde.

Dr. Axel Gerdes, Forscher am Institut für Mineralogie der Universität, hat eine Methodik zur Bestimmung der Uran-Isotopenszusammensetzung im Urin am NERC (Natural Environment Research Council) Isotopenlabor in Nottingham mitentwickelt und kann jetzt aufgrund der apparativen Ausstattung in Frankfurt noch kleinere Anteile abgereicherten Urans in biologischen und geologischen Proben exakter bestimmen, als dies bisher in anderen Laboren weltweit möglich war.

Neue Reinstluftlabore in Frankfurt und ein modernes Multikollektor-Massenspektrometer vom Typ Neptune des Herstellers 'Thermo-Finnigan', Bremen, erlauben die gleichzeitige Analyse verschiedener Isotope eines oder mehrerer Elemente über den enormen Konzentrationsbereich von 1 x 10-7 bis 2 x 10-16 Gramm/Milliliter). Neben den drei natürlichen Isotopen lässt sich auch das im Kernreaktor entstandene U-236 im Urin in vorher noch nicht nachweisbar kleinen Mengen (0.5 x 10-15 bis 150 x10-15 Gramm/Liter bzw. 0.5 bis 150 Femtogramm/Liter) belegen.

Mit der Untersuchung der Proben wurde Dr. Gerdes durch das Uranium Medical Research Center, Toronto, beauftragt. Die privat finanzierte Forschungseinrichtung, die von einem ehemaligen Arzt der amerikanischen Armee gegründet wurde, hatte die Entnahme von Bodenproben so wie Urin-Proben der Zivilbevölkerung im Irak im vergangenen September (ohne offiziellen Auftrag) veranlasst. Die Urinproben der amerikanischen Armeeangehörigen wurden von der Tageszeitung New York Daily News beschafft und die Analyse am Frankfurter Institut in Auftrag gegeben. Trotz der in den Urin-Proben nach gewiesenen geringen Mengen - nur 0.2 bis etwa 10 Prozent des gesamten Urans (1.1 bis 65.3 Nanogramm/Liter) im Urin repräsentieren abgereichertes Uran - lassen sich daraus noch keine abschließenden Wertungen hinsichtlich des gesundheitlichen Gefährdungspotenzials ableiten; dies bedarf weiterer Untersuchungen.

Denn wenn die Uranpartikel durch Inhalation von Staub in die Lunge aufgenommen werden, dann lässt der Urintest nur bedingt eine Abschätzung des Ausmaßes der eingeatmeten Menge zu. Diese unter sehr hohen Temperaturen gebildeten Partikel sind nahezu unlöslich in der Lungenflüssigkeit und verbleiben daher möglicherweise über Jahrzehnte im Körper. Die radioaktive Wirkung des Urans, die äußerlich eher vernachlässigbar ist, hat im Inneren des Körpers eine andere Qualität, da die beim Zerfall entstehenden Alphateilchen sehr energiereich sind und direkt und über lange Zeit auf das Gewebe einwirken können.


Zusatzinformationen:

Quelle: Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt (Main), damaliges Mineralogisches Institut, Abteilung Petrologie und Geochemie.

 


Aktualisiert am 02.04.2004.



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