Die chemische Industrie ist ein Wirtschaftszweig der Superlative - und das in vielerlei Hinsicht. Wohl kein anderer Industriebereich stellt eine so große Palette an verschiedenen Einzelprodukten her, die dazu noch in fast allen anderen Bereichen benötigt, konsumiert oder weiterverarbeitet werden.
Im Jahre 2012 gab es über 1400 Unternehmen mit knapp einer halben Million Beschäftigten in der pharmazeutischen und chemischen Industrie. Der Verbrauch an elektrischem Strom zur Herstellung der pharmazeutischen und chemischen Produkte lag dabei bei 52,2 Terawattstunden (2012; 2013: 51,7 TWh), von denen etwa 16 TWh in betriebseigenen Kraftwerken erzeugt wurden. Die chemische Industrie ist mit einem Anteil von 30 % am gesamten Energiebedarf Spitzenreiter aller Branchen und damit energieintensivster Zweig der Schwerindustrie.
Während für private Stromabnehmer und kleinere Betriebe die Energiekosten zum Beispiel über http://www.strompreisvergleich.net/ vergleichbar sind, können exakte Zahlen für einen Vergleich des Stromverbrauchs der einzelnen Industrie-Branchen nicht ohne weiteres herangezogen werden, da viele Unternehmen kaum oder gar keine Angaben zu Ihrem Energieverbrauch machen. Eine aussagekräftige Gegenüberstellung liefert jedoch das Statistische Landesamt von Rheinland Pfalz, dem Hauptsitz des weltweit größten Chemiekonzerns [http://www.deutschland.basf.com/ BASF] in Luwigshafen; es vergleicht den Stromverbrauch ausgewählter Wirtschaftszweige durch Gegenüberstellung des Energiebedarfs in Kilowattstunden pro 1000 Euro Unternehmensumsatz [2]:
Herstellung und Verarbeitung von ... | Energieaufwand pro 1000 Euro Umsatz |
... chemischen Erzeugnissen | 2213 kWh |
... Glas, Keramik, Verarbeitung von Steinen und Erde | 1656 kWh |
... Papier, Pappe, Papierwaren | 1492 kWh |
... Bergbau, Gewinnung von Steinen und Erden | 1057 kWh |
Durchschnittswert | 968 kWh |
... Metallerzeugung und Metallbearbeitung | 816 kWh |
... Holz-, Flecht-, Korb- und Korkwaren | 642 kWh |
... von Textilien | 575 kWh |
... von Nahrungsmitteln und Futtermitteln | 520 kWh |
... Gummiwaren und Kunststoffwaren | 425 kWh |
... von pharmazeutischen Erzeugnissen | 266 kWh |
... von Möbeln | 265 kWh |
... von Metallerzeugnissen | 259 kWh |
... von Druckerzeugnissen | 256 kWh |
... von Getränken | 237 kWh |
Hierbei stellt der Stom für die chemische Industrie nicht nur Betriebsmittel für die Beleuchtung, den Betrieb von elektrischen Anlagen, Sicherheitssystemen, zum Kühlen, Heizen etc. dar, sondern ein Drittel der Energie wird als Rohstoff zur Produktion von chemischen Erzeugnissen eingesetzt.
Obwohl der Stromverbrauch derzeit bei ca. 52 TWh stagniert, ist auch die chemische Industrie gezwungen auf Grund der steigenden Strompreise und trotz der Befreiung von Stromsteuer, Ökosteuer etc. gezwungen - aber auch gewillt - Stromeinsparungen vorzunehmen.
In einer von der Internationalen Energieagentur IEA, dem internationalen Chemieverband ICCA und der DECHEMA durchgeführten Studie wurde ermittelt, dass das Potenzial für mögliche Stromeinsparungen in der Chemischen Industrie weltweit bei etwa 13 Exajoule pro Jahr bis 2050 liegt; das entspricht in etwa dem jährlichen Gesamtstrombedarf Deutschlands [3]. Schlüsseltechnologie hierfür ist besonders der Einsatz von Katalysatoren bei chemischen Produktionsprozessen.
Aktuelle Entwicklungen
Laut einer aktuellen Erhebung (VCI, Juli 2022) lag der Stromverbrauch der chemischen Industrie einschließlich des Pharma-Sektors bei 10,5 % Prozent des Gesamtverbrauchs; dies entspricht der elektrischen Arbeit von 51 TWh [4].
Quellen und weitere Informationen
[1] - Zahlenwerte:
Statistisches Bundesamt.
Die angegeben Zahlen und Fakten sind - soweit nicht anders vermerkt - den Angaben des Statistischen Bundesamtes entnommen.
[2] - Energie Einzelansicht:
Energieverbrauch in der Industrie leicht rückläufig - Chemische Industrie mit höchsten Energieeinsatz.
Chemie Technik, (2018).
[3] - Dechema:
Chemische Industrie könnte Energieverbrauch bis 2050 dank Katalyse um 13 Exajoule senken.
Pressemitteilung DECHEMA, (2013).
[4] - VCI:
Energiestatistik.
Als energieintensive Branche entfallen rund 9 Prozent des deutschen Energieverbrauchs auf die Chemie. Daten und Fakten, Stand Juli 2022.
Aktualisiert am 21. Juli 2022.
Permalink: https://www.internetchemie.info/chemie-lexikon/s/stromverbrauch-der-chemischen-industrie.php
© 1996 - 2024 Internetchemie ChemLin